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Heile Welt für Bestäuber in Transsilvanien – Bericht von einer Summer School

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Pasul Ursoaia (Bärenpass, 1.300m über NN); Foto: Demetra Rakosy

Von den rumänischen Karparten umschlossen, liegt das Siebenbürgische/Transsilvanische Becken. Dort – genauer: im Apuseni Naturpark – fand im Juli 2017 eine Sommerschule zu verschiedenen Aspekten der Bestäuberökologie statt, für die fünf rumänische und fünf deutsche Studierende ausgewählt worden waren. Geleitet wurde der Kurs von Prof. Tiffany Knight (Martin-Luther-Universität Halle / Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ / German Centre for Integrative Biodiversity Research – iDiv) und Prof. Irina Goia von der Babeş-Bolyai Universität in Cluj-Napoca.

Idyllisch gelegene Unterkunft mit drei Schweinen, acht Kühen und 20 Hühnern

Unweit unseres Quartiers fanden wir eine große, blütenübersäte Wiese, die noch nicht gemäht war und auf der es von Schmetterlingen, Schwebfliegen, Hummeln, Bienen und Heupferden nur so wimmelte. Eingeteilt in Gruppen wurden die blühenden Pflanzen bestimmt, die darauf sitzenden, bestäubenden Insekten erfasst und ein “pollen limitation“-Experiment (s. letzter Absatz) erläutert. Leicht zu identifizierende Arten wie die Honigbiene und viele Schmetterlinge wurden lediglich notiert, alles Übrige wurde gekeschert.

Abends wurde das Material genadelt und insbesondere Hummeln und Schwebfliegen soweit wie möglich bestimmt. Am Folgetag erfolgte eine Einweisung in die Programmiersprache R. Am Laptop konnten die Studierenden nun statistisch und grafisch auswerten, ob das Spektrum an bestäubenden Insektenarten für die ihnen zugewiesene Pflanzenart erfasst worden war. Waren weitere Arten zu erwarten, wurde die Suche fortgesetzt.

Heuwenden in Handarbeit

Während im Juli und August 2017 die Presse in Deutschland von einem dramatischen Rückgang der (bestäubenden) Insekten berichtete, konnten wir in der von Wald und extensiver Landwirtschaft geprägten Mittelgebirgslandschaft im Apuseni-Naturpark sehr anschaulich das Kontrastprogramm erleben: Eine (noch!) traditionelle Landwirtschaft, in der aufgrund der wirtschaftlichen Gegebenheiten der Einsatz von Mineraldüngern, Pestiziden und schwerem Gerät eingeschränkt ist. In Verbindung mit einer strukturreichen, wenig fragmentierten Landschaft schafft das einen Artenreichtum, der als Idealzustand angesehen werden kann.

Blütenreiche Bergwiese

 

Irina Goia zählte auf dieser einzigen Wiese 85 blühende Pflanzenarten und es kamen 36 Arten von Tagfaltern zusammen. Schornsteinfeger, Schachbrett und Großes Ochsenauge dominierten, aber auch der Dukaten-Feuerfalter, das Thymian-/Pimpernell-Widderchen oder der Mittlere Perlmutterfalter flogen in großen Mengen. In den Randbereichen verzeichneten wir auch Blütenbesuche von Kaisermantel, Kleinem Eisvogel, Schwarzem Trauerfalter (Neptis rivularis), Ulmen-Zipfelfalter und verschiedenen Mohrenfaltern.

Joanne Bennett, Amibeth Thompson und Valentin Stefan – drei Wissenschaftler aus der Knight-Arbeitsgruppe “Spatial Interaction Ecology“ – waren bereits eine Woche vorher angereist, um Feld-Experimente vorzubereiten, in denen der Einfluss von Bestäubern auf den Fortpflanzungserfolg von Blütenpflanzen getestet werden sollte. Ausgesuchte Blüten wurden mit Gaze umhüllt, um die Bestäubung durch Insekten zu unterbinden. Andere Blüten wurden im Gegensatz dazu von Hand mit zusätzlichen Pollen bestäubt. Eine dritte Gruppe von Blüten wurde nicht manipuliert und diente als Kontrolle. Die Hypothese lautet, dass die Anzahl und Vitalität der später gebildeten Samen vom Umfang der Insektenbestäubung abhängt. Ende Juli, als die markierten Pflanzen Samen produziert hatten, kehrten einige rumänische Studentinnen zurück und nahmen – zurückgreifend auf ihre neu erworbenen Kenntnisse – die Auswertung und Überprüfung der Hypothese vor.


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