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Angekommen an der Eiskante

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Von Ulrich Küster & Marlen Brückner | Am Mittwoch, den 31. Mai war es endlich soweit: Wir haben die Eiskante erreicht. Einen schöneren Tag dafür hätten wir uns gar nicht wünschen können. Strahlend blauer Himmel, Sonne, die niemals untergeht, und dazu das atemberaubend schöne von der Sonne beschienene Panorama der schneebedeckten Berge Spitzbergens. Zunächst schwammen nur wenige vereinzelte kleine Eisschollen und Eisstücke vorbei, die dann aber doch recht schnell von größeren Eisschollen und langsam dichter werdendem Eis abgelöst wurden. An Deck war reger Betrieb. Alle Wissenschaftler an Bord zückten ihre Fotokameras, um die ersten Eisbilder zu schießen. Was für eine wunderschöne und friedliche Welt, die sich uns da von ihrer besten Seite gezeigt hat.

Überall auf den Schollen waren Spuren zu entdecken. Die können hier oben nur von einem kommen: dem Eisbären. Leider haben wir bisher noch keinen so richtig vor die Linse bekommen, aber dafür bleibt hoffentlich noch genügend Zeit. Wir kämpfen uns nun weiter durchs Eis bis wir unsere perfekte Eisscholle gefunden haben, auf der wir unsere Eisstation aufbauen werden. Dienstag gab es das erste Rendevouz mit den Polarfliegern des Alfred-Wegener-Instituts, die zur gleichen Zeit eine Flugzeugkampagne von Longyearbyen, Spitzbergen durchführen.

In, unter und über arktischen Wolken

Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs Transregio TR172 (AC)³, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), werden neben unserer Polarstern PASCAL Kampagne gleichzeitig Flugzeugmessungen im Rahmen von ACLOUD durchgeführt. Das Ziel dieser Flugzeugkampagne ist es, einen vergleichbaren Datensatz einer Vielzahl von atmosphärischen Parametern zu erhalten, um die spezifischen physikalischen Prozesse in, unter und über arktischen Wolken zu verstehen und zu quantifizieren. Diese Messungen werden in Verbindung mit verschiedenen atmosphärischen Modellen benutzt, um die Rolle der arktischen Wolken im verstärkten arktischen Klimawandel abzuschätzen. Dafür stehen die beiden AWI-Polarflieger P5 und P6 zur Verfügung. Beides sind Flugzeuge vom Typ Canadian Basler BT-67, wobei jedes Flugzeug mit verschiedenen modernen Messgeräten ausgestattet ist. Polar 5 ist mit Fernerkundungsgeräten zur Bestimmung von Wolkeneigenschaften bestückt, während Polar 6 für in-situ Messgeräte für Wolken, Aerosole, Spurengase und turbulente Flussbeobachtungen verwendet wird.

Zunächst hört man nur ein sich näherndes Dröhnen der Motoren, und dann plötzlich fliegt Polar 5 in einer Höhe von 60 Meter über dem Boden an Polarstern vorbei. Da wird es schon schwierig, das Flugzeug auf ein Bild zu bekommen. Schnell noch den Kollegen im Flieger kräftig zuwinken, dann sind sie auch schon vorbei geflogen. Wenn wir unsere Eisstation erreicht haben, werden wir so oft wie möglich versuchen, uns mit den Polarfliegern zu verabreden, sodass wir uns hier einen einmaligen Datensatz aus Beobachtungen von Polarstern mit Blick von unten und dem Bild von oben der Flugzeuge erhoffen.

Unter der Wasseroberfläche

Einigen ist die Polarstern noch nicht dicht genug am Wasser, weshalb jeden Tag ein Schlauchboot mit Wissenschaftlern rausfährt. Die Gruppe um Manuela van Pinxteren sucht aber nicht das Abenteuer, sondern die sogenannte „Surface Micro Layer“, also die obersten Millimeter unter der Wasseroberfläche. In dieser Schicht vermutet man eine große Quelle maritimer Aerosole, die unter anderem Keime für Eiskristalle sein können. Die organischen und anorganischen Anteile werden anschließend im Labor gefiltert. Da diese Filtermessungen sehr genau die tatsächliche Menge an Partikeln im Wasser bestimmen können, wird gleichzeitig noch ein Messinstrument verwendet, welches die vom Wasser reflektierte Sonnenstrahlung misst. Da bestimmte Partikel bestimmte Wellenlängen absorbieren, kann man so vom Boot, vom Schiff, prinzipiell aber auch vom Satelliten aus deren Konzentration bestimmen.

Klicke, um die Slideshow anzusehen.

Fotos: Peter Gege (3), Andreas Macke


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