Man könnte meinen: Wenn der Staat mit Steuergeldern eine Nationale Wetter-Behörde betreibt – wie hierzulande mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) – dann wäre es auch eine gute Idee, wenn all seine Informationen kostenlos für die Bürger*innen zugänglich sind. Im Prinzip sind sie das auch. Nur steht der DWD mit seinen Produkten wie etwa seiner Smartphone-App Warnwetter auch in Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Firmen, die mit ihrem Schritt auf dieses Parkett einen Markt für Wetter-Apps erzeugen. Und daher entschied nun das Landgericht Bonn, dass die DWD-App Warnwetter in ihrer gegenwärtigen Form nicht kostenlos verfügbar sein dürfe. Die hoheitliche Aufgabe des DWD, vor Unwetterlagen zu warnen, sei zwar unkritisch – die Funktionen der App gingen jedoch darüber hinaus. Geklagt hatte ein Bezahl-App-Anbieter.
Das Urteil beziehungsweise die Gesetzgebung, auf der das Urteil beruht, lässt mich etwas verwundert zurück. Der allgemeine Trend geht doch eher dahin, dass Behörden, die über öffentliche Daten verfügen, diese auf möglichst vielen Wegen für die Bevölkerung zugänglich machen. Ein absichtliches Ausblenden von vorhandenen Informationen erinnert mich sehr an die Diskussionen um eine Depublikationspflicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Und ich frage mich, welche anderen öffentlichen Einrichtungen demnächst ebenfalls vorhandene (und mit Steuergeldern erzielte) Informationen nicht mehr in der ein oder anderen Art kostenlos anbieten können, wenn die staatlichen Reglementierungen die Informationsbedürfnisse der Bürger und die Wettbewerbsinteressen von Wirtschaftsunternehmen, die sich neue Märkte erschließen, in dieser Weise abwägen.
Wir haben in dieser Woche zum Beispiel eine Nutzer-Frage-Aktion zur Klimakonferenz durchgeführt und damit unseren WhatsApp-Newsletter erstmals wirklich interaktiv genutzt. Sollten solche transparenten Informationsangebote der öffentlich finanzierten Wissenschaft wirklich untersagt werden, wenn eine Firma eine ähnliche Dienstleistung kostenpflichtig anbieten möchte und dann wegen Wettbewerbsnachteilen klagt?
Video: DWD
Forum Wissenschaftskommunikation
Wenige Tage vor dem Beginn des diesjährigen Forums Wissenschaftskommunikation (FWK) haben die PressesprecherInnen der Helmholtz-Gemeinschaft ein dreiseitiges Papier veröffentlicht, in dem sie auf die WÖM2-Stellungnahme der Akademien zu „Social Media und digitale Wissenschaftskommunikation“ eingehen. Die Replik ist hier zu lesen.
Wie bekommt man mehr Forschende auf das FWK, gewissermaßen das Klassentreffen der WissenschaftskommunikatorInnen? Diese Frage stellt sich auch André Lampe. Er hat auch einen Vorschlag, den er in seinem Blog zur Diskussion stellt und um Feedback bittet.
In eine ähnliche Richtung stößt auch der Aufruf von Tobias Maier: Doktoranden, fangt einfach an zu kommunizieren! Wie das zum Beispiel auf Twitter gelingen kann, hat Susanne Geu in ihrem Blog aufgeschrieben.
Videos der Woche
Ein dystopisches Szenario: Mini-Drohnen mit Kameras, Gesichtserkennungssoftware und Sprengstoff könnten als personalisierte Tötungsmaschinen fungieren. Dieses Video sorgte diese Woche im Netz für Furore.
Video: Stop autonomous weapons
Warum Podcasts großartig sind, erklärt der Stifterverband mit seinem Forschergeist-Podcast in einem sehr realistischen Video.
Video: Stifterverband, CC-BY 4.0
Podcasts im Mainstream
Im Nachgang zur US-Wahl vor einem Jahr kam es in Amerika zu einem Podcast-Boom. Auch eigentlich eher in der Printwelt verwurzelte Medienhäuser wie die New York Times starteten eigene Podcasts. In Deutschland zogen in den vergangenen Monaten immer mehr Medien nach: Spiegel Online, Zeit Online, Die Zeit, Deutschlandfunk (mit einer nicht übers Radio hörbaren Podcast-Exklusivproduktion), Süddeutsche Zeitung, etc. Und auch Streaming-Anbieter wie Spotify und Audible drängen jetzt in den Markt. Deren Audio-Angebote sind dann allerdings nur in der jeweiligen App zu hören, während klassische Podcasts üblicherweise für jeden frei abzurufen sind wie Webseiten. Spotify und Audible wollen Nutzer*innen damit auch in die eigenen Bezahlangebote locken. Erstaunlicherweise begeben sich journalistische Medien wie Der Spiegel mit hinein in diese abgeschlossene Welt, statt auf Eigenproduktionen zu setzen. Und selbst, wenn die Podcasts auch außerhalb solcher Plattformen frei zugänglich sind, verwundert mich, dass Medienhäuser wie Spiegel Online sogar die Hoheit über den Podcast-Feed aus der Hand geben – also den Ausspielweg hin zu den Hörenden.
Tweets der Woche
Das wohl spannendste Ende eines akademischen Vorworts, das mir je untergekommen ist. pic.twitter.com/P9ljKl3Wty
— Clemens Radl (@rotula) November 3, 2017
Auflösung: Ich habe mit dem Autor gesprochen. Plan war tatsächlich, den Antrag via Buch zu machen. Die Umstände (v.a. Verzögerung des Drucks durch die redaktionelle Betreuung) führten aber dazu, dass er den Antrag mündlich vortrug. Antwort: Ja. Inzwischen sind sie verheiratet. https://t.co/MVoK9JvRuQ
— Dominik Waßenhoven (@domwasz) November 9, 2017
Glückwunsch an die Max-Planck-KollegInnen zum erfolgreichen Webseiten-Relaunch!
Yay! Gallons of coffee☕️, zillions of hours of work
& LOTS of love❤️ went into the making of our new responsive website, which just went online!
You can see it here https://t.co/TnJQI2HmJH pic.twitter.com/HByWiTjou2
— Max Planck Society (@maxplanckpress) November 16, 2017
Der Papst twittert auch zum Thema Wissenschaft:
Die Wissenschaft bringt ihre Würde dann zum Ausdruck, wenn sie der ganzheitlichen Entwicklung der Person und der Menschheitsfamilie dient.
— Papst Franziskus (@Pontifex_de) November 10, 2017
Kurz verlinkt
Wie kann Wissenschaftskommunikation mit schwer erreichbaren Zielgruppen gelingen? – ein neues Projekt von WiD und KIT.
Die Augenspiegel-Kolumne
Die Kolumne „Augenspiegel – Webfundstücke rund um die Wissenschaft“ erscheint seit Februar 2014 etwa alle zwei Wochen freitags im Blogportal der Helmholtz-Gemeinschaft. Darin stellt Henning Krause, Social Media Manager in der Helmholtz-Geschäftsstelle, Internetfundstücke aus dem Web 1.0 und dem Web 2.0 vor, die zeigen, wie sich der gesellschaftliche Diskurs um Wissenschaft im Internet abspielt: neue Kommunikationsformen, neue Technologien und Kommunikationskulturen. Bei dieser Kuratierung spielen Blogs, Apps, Facebook, Youtube und Twitter eine Rolle – anderseits auch Internet-Meme, Shitstorms und virale Videos. Etwas ähnliches macht auch das Panoptikum auf Wissenschaftskommunikation.de.