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Operationsbasis im Nordosten Grönlands – Polar 5 weiter auf Jagd nach supraglazialen Seedrainagen

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Die Flugkampagne von Angelika Humbert und Veit Helm geht langsam dem Ende entgegen. Wir konnten inzwischen mehrere Drainagen von supraglazialen Seen beobachten und diese leer gelaufenen Seen überfliegen. Die ersten Daten sind erstaunlich: Durch die bei der Drainage entstehenden Risse werden Brocken von Eis auf die Gletscheroberfläche geworfen, die 2.5m hoch, 5m breit und 10m lang sind. Die Geometrie der Gletscheroberfläche messen wir mit einem Laserscanner. Die Daten der im Boden des Flugzeugs installierten Videokamera und des Laserscanners vermitteln einen Eindruck davon, welche Kräfte notwendig sind, um solche Bruchstücke von Eis auf die Oberfläche zu werfen. Nun stehen noch zwei weitere Messflüge an und es braucht Geduld, denn Nebel und strömender Regen haben uns nun schon einige Tage am Boden gehalten.

Flugkampagnen wie unsere können hier im Nordosten Grönlands nur durchgeführt werden, weil es die Möglichkeit gibt, Stationen als Basis zu verwenden. Hier an Station Nord und Villum Station finden wir ideale Bedingungen, um wissenschaftliche Kampagnen durchzuführen und auch vorzubereiten. Die dänische Militärstation Station Nord hat fünf Stationsmitglieder, die das ganze Jahr die Station betreiben und alle Multitalente sind – an einem solch entlegenen Ort muss jeder unterschiedlichste Aufgaben übernehmen. Vom Reparieren von Schneefräsen bis Schlittenhundefriseur ist alles dabei.  Der Tower ist einer der zentralen Punkte, dort bespricht man mit dem Stationsleiter Mads Schwennesen alles was ansteht und hat einen besonders guten Blick auf die Startbahn und das Wetter.

Tower Station Nord, Stationsleiter Mads Schwennesen, Angelika Humbert

Während wir hier auf die nächste Lücke im Nebel für einen Flug warten, bereiten wir auch die nächsten Feldkampagnen vor. So werden wir aus einer vergangenen Feldkampagne gelagerte GPS Stationen nächstes Jahr auf dem 79°N Gletscher aussetzen können, um damit kommende Abbrüche von Eisbergen im Detail zu untersuchen. Dazu muss hier und da etwas repariert werden, und das wäre ohne die Werkstatt und helfenden Hände von Station Nord nicht möglich. Und auch wenn wir dann schon lange weg sein werden, wird noch Fracht von uns hier in den Lagern verbleiben und von den Stationsmitgliedern an Flieger übergeben werden, die es auf diversen Routen weiter transportieren. Last but not least: Station Nord fungiert auch als Tankstelle, was essentiell für Flugkampagnen wie unsere ist. Nach jedem Flug rollt der Flieger vor den Tankcontainer, und während wir noch die Festplatten mit neuen Daten ausbauen, wird Polar 5 schon für den nächsten Flug betankt, so dass es dann immer schnell los gehen kann.

Gruppenfoto mit Station Nord (vorderste Reihe)

Villum Station hingegen ist eine Forschungsstation mit einem Schwerpunkt auf atmosphärischen Messungen und wird von der Universität Aarhus betrieben. Hier wohnen wir zusammen mit der Crew. Der Server zur Datenprozessierung, den wir im Chemielabor aufgebaut haben, kann im Geräuschpegel mit dem Motorengeräusch von Polar 5 mithalten, so dass wir gerne zum Blick auf die Daten in den Wohnbereich flüchten. Der Wohntrakt der Station erinnert im Stil sehr an skandinavisch, hell und gemütlich. Vom Wohnzimmer aus blickt man auf das Flugfeld und dahinter auf einen Fjord mit Eisbergen darin – oder man kann beobachten wie dichter Nebel vom Fjord hereinzieht. Neben dem Hauptgebäude gibt es etwas entfernt gelegene Labore für Luftmessungen und einen Mast mit zahlreichen Instrumenten. Forschungstechniker Bjarne Jensen ist regelmäßig hier um diese Messstationen zu betreuen und hat uns fasziniert die einzelnen Messungen gezeigt. An Villum Station können internationale Forscherinnen und Forscher ihre eigenen Instrumente installieren und die Prozesse in der Atmosphäre untersuchen. So nehmen wir nebenbei auch noch neue Eindrücke mit, wie hier Schneeproben untersucht werden und es entstehen Ideen, was man in Zukunft zusammen untersuchen könnte. Der Anblick der CO2 Daten der ICOS-Messstation macht Angelika Humbert auch nachdenklich. Der Monitor zeigt den stetigen und steilen Anstieg. Während wir auf dem Gletscher die Folgen dieser Erwärmung messen, zeigen die Instrumente am Mast die Ursache für die Wassermassen an der Gletscheroberfläche.

Polar 5 Crew und Wissenschaftler an Villum Station (links Bjarne Jensen, Wissenschaftstechniker Universitaet Aarhus)

Wenn man über die Rolle beider Stationen für unsere Kampagne nachdenkt, dann wird schnell klar, dass sie erst unsere Forschung ermöglichen. Während Villum Station für viele Wissenschaftler der direkte Ort ihrer Forschung ist, ist Station Nord für uns sozusagen ein Hub. Um die rasante Veränderung der Arktis beobachten zu können, sind solche Basen unerlässlich. Wir sind dankbar, dass wir am nordöstlichsten Zipfel Grönlands auf solche Infrastruktur und Unterstützung zurückgreifen können – und auf ein tolles Team vor Ort treffen!

 


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