Von Sandra Tippenhauer |
PAUL ist unser „Polares Autonomes Unterwasser Labor“. Er ist ein 4,5 m langer Roboter der ohne Kabelverbindung zu einem Schiff im Ozean taucht (Bild links). Er hilft uns Fragen zur Ozeanographie, Biologie, und zum Klimawandel zu beantworten.
Auf dieser Reise erforschen wir mit PAUL das Wasser vor einem der wichtigsten Gletscher Grönlands. Kanäle am Boden des Ozeans vor dem Gletscher kontrollieren welches Wasser den Gletscher erreicht (Bild rechts). Tief am Boden befindet sich warmes Wasser aus dem Atlantik, welches den Gletscher von unten her schmilzt. Wir wollen mit PAUL untersuchen, wo und wie das warme Wasser unter den Gletscher strömt.
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Ozeanboden vor dem Gletscher. Die blaue Linie mit den Fahnen markiert der Weg, den Paul fahren sollte. Die roten Punkte zeigen an wo wir PAUL orten konnten. Der weiße Kreis markiert den Ab- und Auftauchpunkt, der blaue Pfeil zeigt die Richtung zum Gletscher an und die roten Pfeile zeigen mögliche Wege des warmen Wassers. Grafik: Sandra Tippenhauer
Wir hatten gehofft, dass die Wasserfläche vor dem Gletscher wie im letzten Jahr größtenteils frei von Eis wäre. Aber in diesem Jahr ist die gesamte Bucht vor dem Gletscher mit 5-10 cm neuem Eis überzogen. PAUL hat keine Chance, dieses Eis zu durchbrechen. Wir haben eine Weile überlegt ob wir einen Tauchgang durchführen können bei diesen Bedingungen. Schließlich entscheiden wir uns dafür und die Vorbereitungen gehen los. Als die Geräte bereit sind, beginnen wir ein 400 Meter großes Loch ins Eis zu fahren (Bild unten) um PAUL das Abtauchen zu ermöglichen. Dazu fährt Polarstern einige Male im Kreis. PAUL soll dann durch das Loch abtauchen, 2 km nach Norden fahren, links in einen Kanal abbiegen, diesen für 5 km folgen, und dann den Weg zurück zu dem 400 m Eisloch finden. Soweit so gut.
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Weg der Polarstern zwischen 10:08 Uhr und 21:13 Uhr bei dem Versuch ein Loch eisfrei zu halten. Grafik: Sandra Tippenhauer
Wir sind alle etwas aufgeregt. So eine Mission haben wir noch nie durchgeführt. Ein Schlauchboot wird klar gemacht und einer von uns verbringt bei -10 Grad Celsius und Nebel die nächsten 60 Minuten im Schlauchboot. So lange dauert es, bis PAUL seine Position per GPS bestimmt und diese mit seinem internen Navigationssystem angeglichen hat. Erst wenn beide Systeme übereinstimmen, taucht er ab. Schließlich dreht sich PAULs Schraube und 500 kg setzen sich in Bewegung. Eine Zeitlang schiebt sich PAUL an der Oberfläche entlang bis er dann die Nase unter Wasser drückt und abtaucht. Das Schlauchboot wird schnell wieder aufgenommen und zusammen warten wir auf Polarstern auf akustische Signale von PAUL. Alles läuft gut. PAUL fährt genau dort entlang, wo er fahren sollte. Dann, am nördlichsten Ende der Route: Funkstille. Wir hatten damit gerechnet, dass PAUL sich an dieser Stelle nicht orten lässt, aber ein schönes Gefühl ist das nicht. Nach 15 Minuten hören wir ihn wieder. Er ist umgedreht und folgt weiter seinem programmierten Weg. Erleichterung, aber nur für kurze Zeit, da PAUL jetzt gegen eine Strömung von 50 cm/s kämpft. An dieser Stelle befindet sich das warme atlantische Wasser, welches unter den Gletscher strömt. Wenn PAUL es nicht schafft, zieht ihn die Strömung unter den Gletscher. Deshalb sollte er jetzt abdrehen und weiter nach Süden fahren. Wir verfolgen gebannt seinen Weg gegen die Strömung. Er macht sich gut und nach insgesamt 70 Minuten Tauchzeit ist PAUL aus der „gefährlichen“ Zone heraus. Aber: inzwischen hat sich das Loch im Eis, durch welches PAUL auftauchen soll, zugeschoben. Wir beobachten PAUL wie er langsam wieder in Richtung Oberfläche taucht und wir wissen ungefähr wo er auftauchen wird. Nachdem er meldet, dass er oben ist, können wir PAUL jedoch nicht sehen. Unter welcher Eisscholle ist er aufgetaucht? Wir fahren hin und her aber wir sehen oder hören PAUL nicht. Schließlich bringen wir wieder das Schlauchboot zu Wasser. Und siehe da, in einiger Entfernung von Polarstern können wir PAUL wieder hören. Signal um Signal, Meter um Meter tastet sich das Schlauchboot voran. Fast alle Forscher beobachten die Suche vom Schiff aus. Dann, zwischen zwei Eischollen: etwas Gelbes. Da ist er! Nun wird schnell eine Leine an seiner Nase befestigt und PAUL ist sicher.
Nach dem er wieder sicher an Bord ist, heißt es Geräte betreuen, Daten auslesen, Aufräumen, und endlich auch Essen, Duschen, und Schlafen.