Ein Bericht von Reinhard Drews, Uni Tübingen:
Vor ein paar Wochen wurden hier von Peter schon mal das pRES erwähnt (link). Heute gibt es hier im Blog eine kurze Einführung in ein Projekt für das Messungen mit diesem Gerät essentiell sind.
ReMeltRadar ist ein Kollaborationsprojekt zwischen dem Alfred-Wegener-Institut und der DFG Emmy Noether Nachwuchsgruppe „Glaziologie & Geophysik“ (mehr Infos? Hier klicken!) an der Universität Tübingen. Die Forschungsfrage beschäftigt sich mit der Wechselwirkung zwischen dem antarktischen Eispanzer und dem ihm umgebenden Ozean. In der Antarktis fließt das im Inland akkumulierte Eis in Richtung der Ränder ab und wird dort in Form von Eisbergkalben an den Rändern der schwimmenden Schelfeise wieder abgegeben. Allerdings ist dies nicht der einzige Prozess des Massenverlustes, denn auch an der Unterseite der Schelfeise schmilzt das Eis an der Grenzfläche zum (relativ) warmen Ozean. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu dem Eispanzer in Grönland, bei dem Schmelzen von Eis an der Grenzfläche zur Atmosphäre der dominierende Massenverlust ist. Da die Unterseite von den mehreren hundert Meter dicken Schelfeisen experimentell nur schwer zugänglich ist, wissen wir momentan wenig darüber, welche Prozesse den Wärmeaustausch zwischen Eis und Ozean dominieren. Wo findet das meiste Schmelzen statt und warum? Gibt es saisonale Schwankungen? Welche Rückkopplungen gibt es auf den Eispanzer, würden sich die Ozeanströmungen zukünftig ändern?
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Reza testet den Messaufbau zuerst ohne dass sich der Schlitten bewegt. Foto: Olaf Eisen
Um diesen Fragen nachzugehen werden Radarmessungen aufgenommen, die relative Eisdickenänderungen im mm-Bereich mittels interferometrischen Methoden detektieren können. Die punktegenaue Plazierung des Instruments ist hierbei wichtig, gleichzeitig müssen die Messungen in der Fläche ausgedehnt werden um die räumlichen Muster zu erkennen.
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Messungen mit den Radarantennen, die hier erstmal von einem Skidoo gezogen werden. Foto: Olaf Eisen.
Die Lösung? Ein Rover, der die Messgeräte autonom und akkurat durch das Eis bringt. Eine schwierige Aufgabe, da der Schnee seine Festigkeit und Rauhigkeit so stark ändert wie wenig andere Materialien, und deswegen ein Vorwärtskommen auf Rädern immer ein Abenteuer ist. Diese Saison werden dazu erste Versuche unternommen und aller Anfang ist bekanntlich schwer. Trotzdem glauben wir fest daran, das die Automatisierung, die in der Marsforschung schon zur Königsdiziplin gereift ist, auch in der Glaziologie Einzug halten wird.
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Wieviel schafft der Rover? Der erste Test! Foto: Olaf Eisen
Nachdem wir in den letzten Wochen alle Komponenten zunächst einzeln und dann zusammen getestet haben, warten wir nun (mal wieder) auf besseres Wetter, um endlich auch die autonomen Messungen machen zu können.